02 März 2007

So langsam gehen mir doch tatsächlich die Begrüßungen aus, von daher ein in seiner Einfachheit ergreifendes: Hallo!
Ich hab zwei Geschichten zu erzählen, die mehr oder minder unterhaltend sind. Die eine, mit der ich mal beginnen möchte, war mir schon fast wieder entfallen, wurde mir aber soeben durch eine zufällige Begegnung wieder in Erinnerung gerufen. Doch dazu später mehr. Vor etwa einer Woche, es muss wohl der Mittwoch gewesen sein, waren wir, der guten alten Tradition folgend in unserer Stammkneipe QG. War ein sehr schöner Abend, der aber wie immer um zwei sein Ende fand, zumal die Kneipen hier in Frankreich dann schließen müssen. Wie aber eigentlich auch immer taten sich danach noch diverse Möglichkeiten auf, bei irgendwem im Zimmer noch gemütlich ein Bier oder Wein zu trinken. So ging es zuerst zu Mirek aus Tschechien, der in einem Wohnheimkomplex unweit der Tripoden wohnt. Nach einiger Zeit entschied ich dann, weiterzuziehen zu Laura, einer Spanierin, bei der eine andere Gruppe sich niedergelassen hatte. Nun wohnt Laura ebenfalls auf dem Gelände, alerdings in einem anderen Gebäude als Mirek, so dass ich dann mit Kathi aus Österreich losgewandert bin, um dann aber vor einer verschlossenen Tür zu stranden. Ich als alter Fuchs wusste aber, dass es auf der anderen Seite noch einen Hintereingang gab, der oft nicht abgesclossen ist. So hies es also: Einmal um das Wohnheim herum. Auf dem Weg sah ich dann im Erdgeschoss ein hell erleuchtetes Fenster mit weit geöffnetem Rollo. Im Scherz meinte ich zu Kathi, wir könnten sonst ja auch durch dieses Fenster einsteigen und sprang einmal vor dem Fenster in die Höhe. Nun war das Fenste derart hoch, dass ich nicht hineinschauen konnte, der obere Teil meines Kopfes aber wohl von drinnen zu sehen war, denn plötzlich kamen aus dem Zimmer Schreie. Ich hielt das zu Beginn eher für Zufall, denn der alten Kinderlogik vertrauend "Wenn-ich-Dich-nicht-sehe-kannst-Du-mich-auch-nicht-sehen" ging ich davon aus, dass niemand von mir Notiz genommen haben könnte. Denkste! Gerade durch den Hintereingang ins Gebäude eingetreten, wurden wir schon einem völlig überdrehten jungen Mann abgefangen, der sich recht unmissverständlich als einer der "Zimmerinsassen" zu erkennen gab. Zugegebenermaßen war der aber ziemlich "durch": Er packte mich am Arm und ich konnte spüren, wie sein ganzer Körper einem Vibrationsalarm gleich zitterte. Er sagte dann, wir sollen stehen bleiben, denn nun werde die Polizei gerufen. Kathi und ich standen etwas verdattert da und warteten erstmal ab. Da sich die ganze Szenerie in der Lobby des Wohnheimes abspielte, dauerte es auch nur Augenblicke, bis die beiden Nachtwächter herbeigeeilt kamen und mit ihren Funkgeräten fuchtelnd in der Sitation aufgingen. Zweifelsohne das Highlight war aber die Freundin des Mannes, der mich am Arm hielt. In einigen Metern Sicherheitsabstand beobachtete sie sichtlich aufgelöst die Szenerie und schaute zu, wie ich mich immer wieder entschuldigte und bemüht war zu erklären, dass von uns keine Gefahr ausginge. Ich schaute kurz zu ihr herüber, sie schaute mich an und was passiert? Sie fängt an zu schreien. Irgendwie muss ich echt scheiße ausgesehen haben... Naja, einer der Nachtwächter hat sich dann ihrer angenommen, beruhigend den Arm um sie gelegt und sie weggeführt. Nach dann doch recht kurzer Zeit haben sich dann aber doch alle beruhigt, und nachdem der Schock sich gelgt hatte sah auch der Mann ein, dass es nun wirklich keinen Grund zur Aufgregung gab. Die beiden sind dann weg und ich mit Kathi zu Laura... Gerade komm ich dann aus der Tripode und seh wie etwa 10 Meter vor mir ein Mädchen stehenbleibt und mich anstarrt. Etwas verlegen schaute ich zu Seite, sie liess aber mit ihren Blicken nicht von mir ab, bis ich in ihrer Nähe war. Sie sprach mich dann an und siehe da, es war das Mädchen aus dem Wohnheim, das ich so nicht wiedererkannt hatte, ich kannte sie bisher ja auch nur schreiend :-) Auf jeden Fall war sie nun etwas entspannter, sagte aber auch sie müsse mit mir reden um herauszufinden, ob ich den wirklich ungefährlich sei. Kürzlich hätte sie jemanden im Bus gesehen, der sie an mich erinnerte und sie hätte Angst vor ihm bekommen. Ich hab mich dann nochmals entschuldigt und gelobt, das Springen aus meinem Bewegungsrepertoire zu streichen und damit war es dann aber auch gut. Kurzum: Wir sind Freunde geworden und unterm Strich war alles viel Lärm um nichts.

Gut, das war Teil eins, es folgt ein "charakter-change". Der Sittenstrolch aus der Geschichte gerade (Das war ich) schlüpft nun in die Opferrolle, denn er wird brutal überfallen:

Toulouse Zentrum, vergangenen Samstag, etwa 5 Uhr nachts.
Eine Gruppe Erasmusstudenten verlässt ein Tanzlokal in der Rue des Arts. Die maßgeblich von Spaniern dominierte Gruppe feiert den Abschied zweier spanischer Mädchen, die am Folgetag aus Toulouse abreisen werden. Währrend der Großteil der Gruppe noch weiterziehen, bzw. den nächsten Bus gen Rangueil nehmen möchte, brechen die einzigen Fahrradfahrer der Gruppe, ein Deutscher und ein Belgier auf, um den Heimweg anzutreten. Nach nur wenigen Metern nimmt der vorweg fahrende Deutsche hiner sich Schreie war und dreht sich auf dem Fahrrad sitzend um. Er nimmt auf der anderen Strassenseite eine Gruppe von sieben bis acht jungen Männern wahr, von denen sich drei bis vier rufend lösen um über die Strasse zu laufen. Mit starken Tritten greifen sie den ebenfalls fahrenden Belgier an und treten ihn zunächst gegen eine Wand und dann vom Fahrrad. Selbst als dieser dann am Boden liegt, lassen zwei Angreifer nicht von ihm ab und treten auf ihn ein, währrend ein anderer sich das neben ihm liegende Fahrrad griff. Der gemütlich hinzukommende Rest der Gruppe amüsierte sich lauthals über dis sich vor ihren Augen abspielenden Gewaltakte. Der einige Meter entfernt stehende Deutsche drehte um und näherte sich dem auf dem Boden liegenden Belgier um im hollprigen Französisch die Angreifer zum Aufhören zu bewegen un um in Erfahrung zu bringen "was der Scheiß denn solle". Die Aggressoren liessen dann tatsächlich von dem auf dem Boden liegendem Opfer ab, doch konzentrierte sich einer der vermummten Täter nun auf den Deutschen und griff diesen und dessen Fahrrad mit Tritten an. Heroisch ergirffen die beiden Ausländer die Flucht, musste aber das Rad des Belgiers zurücklassen. Das Rad des Deutschen, das dieser sich früher am Abend von einer Spanierin geliehen hatte, war durch eine aus den Tritten resultierenden Acht im Hinterrad leider derart beschädigt, dass es nicht mehr fahren konnte und so den eine Stunde dauernden Heimweig auf der Schulter getragen wurden musste. Unterm Strich fällt die Bilanz des Überfalls aber glimpflich aus. Ein gestohlenes Rad, eine Acht sowie einige weniger schlimme Schrammen und blaue Flecke müssen in Anbetracht der zahlenmäßigen Überlegenheit sowie des hohen Aggressionspotentials der Täter als glimpfliche Folgeschäden erachtet werden.

So das war's, etwas boulevardeskes aus Toulouse. Ansonsten hab ich die letzten Tage fast ausschließlich vor meinem Rechner gesessen und meinem Hochschulfilm fertig gemacht. Produkt ist ein achtminütiger, den ich Mittwoch im Seminar vorgestellt habe. Kam auch ganz gut an, auch wenn es sich kein cineastischer Meilenstein ist :-) Ich lade ihn demnächst mal hoch, muss aber zunächst noch ein paar Kleinigkeiten korrigieren.... So dann, genug für den Aufgenblick... Bis Bald, Tobi

1 Comments:

At 04 März, 2007 13:34, Anonymous Anonym said...

Mit Fahrrad-Diebstählen in Frankreich kennst Du Dich ja bereits aus - ich erinner da nur an einen Urlaub vor einigen Jahren :-) Scheint da ja ein weit verbreitetes Hobby zu sein...

Gruß Melli

 

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