Le Beaujolais Primeur est arrivé!
Allgemein wird dem Norddeutschen ja nachgesagt, eine besondere Kreativität an den Tag zu legen, wenn es darum geht, sich irgendwelche Anlässe auszudenken, die einen überbordenen Alkoholkonsum gesellschaflich legitimieren. Und da ist ja nun tatsächlich auch was dran. Aber auch die Franzosen haben lustige und eigentlich auch ziemlich sinnfreie Feste die zum gemeinschaftlichen Trinken einladen. Gestern zum Beispiel war eine erheiternd beschwippsende Veranstaltung auf dem Platz St. Pierre hier in Toulouse. Aber fang ich vorne an: Zunächst war ich mit Ties aus Belgien beim Sprachkurs und habe mich danach mit Theresa, Steffi (aus Würzburg), Luca (aus Tschechien), Letetia (Spanien) und Alex (Frankreich) getroffen. Wir sind dann in die berühmt-berüchtigte Mayflower gewandert, eine linke Bar, die sich irgendwie aus einem besetzten Haus heraus entwickelt hat. Lustig war zum einen, dass lustige Menschen da waren (leuchtet irgendwie ein, oder?) Ein Mädel trug beispielsweise den Kopf einer Schaufensterpuppe gepfählt auf einm Medizinmannähnlichem Stock als ungewöhnliches Accessoir mit sich herum. Insgesamt hat die "Bar" den typischen JuZe-Charme, in jedem Fall nett und ergänzt um Bier zum Kampfpreis von einem Euro eine runde Sache. Etwas ungewöhnlich war, dass Hunde wohl zum Stammpublikum gehören, fünf Köter rannten die ganze Zeit zwischen den anderen herum und hatten augenscheinlich eine prima Zeit. Das besonderste war oder besser ist aber wohl die Toilette. Um zu ihr zu gelangen, muss man zunächst unter einem Tisch durchklettern um dann festzustellen, dass die Spülung kaputt ist. Dankenswerterweise stehen aber immer ein paar kleine Eimerchen neben dem Klo, so dass man auf die gute alte Art und Weise spülen kann. Aber lange sind wir nicht geblieben, da zum einen noch nicht wirklich viel los war und zum anderen ja noch der Baujolais am St. Pierre auf uns wartete. Dazu nun einige kontextualisierende und wie ich finde auch recht interessante Infos aus dem Buch "Alcohol - Alles, was sie darüber wissen sollten" von Peter Kruck (im Übrigen ein Medienwissenschaftler, ich hab aus diesem Buch ja schon mal in einem Video zitiert und kann es eigentlich nur allen wärmstens ans Herz legen. Neben vielen "nüchternen" [aber stets unterhaltsam geschriebenen] Fakten, wie medizinischen Zusammenhängen, Bier-, Wein- und Schnapsproduktion geht das Buch auch wichigen Frangen wie "Macht aus-dem-Strohalm-trinken betrunkener? Bier auf Wein oder Wein af Bier? Was hilft gegen Kater? etc. auf den Grund. so Klammer lang genug, Klammer zu:)
"Beaujolais
Die Gend mi dem Namen Baujolais steht für einen unkomplizierten und leichten Wein. Und offensichtlich beherbergte diese Region eine Gruppe ausgemachter Füchse, richige Marketing-Strategen. Denn schon im Jahr 1951 erstritten sich die Winzer im Beaujolais eine Ausnahmegenehmigung vom französischen Weinrecht. Diese Genehmigung erlaubt es ihnen, ihren jungen Wein schon am dritten Novmberdonnerstag auf den Markt zu bringen, und nicht mehr wie bisher am 15. Dezember. In den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurd die Ankunft dieses jungen Weines über die französischen Grenzen hinweg quasi kultisch zelebriert. Eine gigantische Marketingkampagne posaunte folgenden triumphierenden Claim in die Welt hinaus:
Le Beaujolais Primeur est arrivé!
Und man freut sich dan und tut so, als würde man dazu gehören. Und das tut man auch. Allerdings zu einer Gruppe von Menschen, die jeden Marketing-Blödsinn nachquatschen und in Wirklichkeit keine Ahnung von Wein haben. Sagen die richtigen Kenner, denn nach ihrem Urteil ist der Beaujolais Primeur ein ziemlich nichtssagender und unfertiger Wein mässiger Qualität. Aber urteilen sie selbst, wenn Ihnen danach ist! Gewinner sind übrigens die Winzer des Beaujolais, die auf diese geniale Art geschätzt mehr als zwei Drittel ihrer gesmten Ernte auf einmal losschlagen. Un das zu immer besseren Konditionen. Hut ab vor soviel Chuzpe!"
Das ganze sieht dann so aus: eine unübschaubare Menge dicht an dicht (und bezeichnet nicht nur räumlich Beziehungen, wen ihr versteht was ich meine) auf einem Platz, jeder hat eine Flasche Wein in der Hand und dann wird gesungen und getanzt. In der Mitte stand eine Blaskapelle die erheiternd fröhliche Musik gespielt hat, zu der die Menge dann Späße wie "alle hinsetzen und auf Kommando aufspringen", "Crowdsurfing", "Menschenkette" usw. veranstaltet hat. Einige sind auch auf Verkehrschilder geklettert um da blank zu ziehen oder runterzufallen (plöd plöd plöd). Alles in allem auf jeden Fall eine lustige Veranstaltung, auch wenn ein sehr schwacher dafür aber konstanter Nieselregen es etwas ungemütlich hat werden lassen. Konnte man aber super übertrinken! Und auch wenn es nur eine geschickte Marketingveranstaltung war auf jeden Fall einen Besuch wert. Und nun zum Schluss noch eine kleine Erfolgsmeldung, die ich aber in ihrer Entstehungsgeschichte nur aufgrund zwielichtiger Quellen nur in etwa rekonsturieren kann. Es muss sich in etwa so zugetragen haben: ich habe an dieser Stelle ja in einem kleinen Video mal auf die Hundescheiße-Tretminen-Problematik hingewiesen. Irgendwer im Toulouser Rathaus in einer Entscheiderposition muss den Film gesehen haben und sofort um das gute Renomée der Stadt gefürchtet haben. Daraufhin wurden kreative Köpfe in Bewegung gesetzt und das hier kam dabei raus:
1 Comments:
So und los:
http://www.youtube.com/watch?v=X6d79iTTeyI
Yiahhhhh!!!!
Viele Grüße!!!!
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