"An meinem Fahrrad ist alles dran, damit so leicht nichts passieren kann." Was hab ich nicht alles von Rolf Zuckowsi gelernt. So hatte der Textilunterricht in der Grundschule unterm Strich doch etwas Gutes. Nicht nur, dass ich dort die Schlüsselfertigkeit erworben habe, ästhetisch ansprechende Nadelkissen, oder besser Nadelhefte zu häkeln, nein, indem im Hintergrund der Kassettenrekorder (klingt gleich nach einer ganz anderen Epoche) mit den didaktisch wertvollen Gassenhauern von Rolf und seinen Freunden lief, weiss ich in weiten Teilen auch, wie ich mich im Strassenverkehr zu verhalten habe. Aber genug der Einleitung, heute geht es um mein Fahrrad. Ich habe vor zwei Wochen in einer Garage einen großartigen Drahtesel erstanden (im Übrigen von Peugeot), der diesen Ehrentitel auch wirklich verdient. In jedem Fall brachen damit goldene Zeiten an, denn ich war nicht länger auf den letzen Bus um Mitternacht angewiesen. Das Problem war dann aber eher ich. Gleich auf der ersten abendlichen Fahrt ins Zentrum habe ich das Rad nach allen Regeln der Kunst zerlegt und das geht so: Man nehme einen Jutebeutel, lasse in diesem zwei Flaschen Wein und vier Flaschen Bier verschwinden und hänge ihn an den Lenker. Der Rest tut sich dann quasi von allein. Es dauerte nicht lange und zack geriet der Flaschenhals einer Flasche in die Speichen. Da ich ja nun nicht der ambitionierteste und damit schnellste Fahrradfahrer bin, bin ich nicht gefallen, aber habe die Vordergabel doch erheblich verbogen und dem Vorderrad eine dezente Acht verpasst. Das erstaunlichste war aber sicherlich, dass die Flasche ganz geblieben ist. Wie dem auch sei, in jedem Fall wude die Fahrt mit dem Rad zur Qual, denn der Vorderreifen hing schief zumal die Gabel einen gehörigen Schlag hatte und das Rad somit einen dreisten Rechtsdrall (und das ist ja nie schön). Ich habe mein Ganzes Geschick in die Waagschale geworfen und mit reiner Muskelkraft das Rad repariert, so dass es wieder langsam vor sich hin schnurrte. Soweit alles gut, aber dann begann der heutige Tag. Ich war gerade im Zentrum angegkommen, da trete plötzlich ins Leere. Abermals kein Sturz, aber reisst doch einfach mir nichts Dir nichts mitten auf der Strasse die Kette. Plöd! Ich hab dann das Rad mit meinen vor Kettenfett triefenden Händen zur Schule geschoben. Dort wollte ich dann in den Computerraum, der aber leider geschlossen war. Soweit so blöd, aber der Grund, warum der Salle d'Infographie geschlossen war, ist dann doch recht lustig: Wie ich schon geschrieben habe, ist die Kunsthochschule gerade eine einzige große Baustelle. so ist dann auch der Eingang verlegt worden, man tritt nun nicht mehr durch das Hauptor in die Schule, sondern durch einen doch recht opulenten Nebeneingang. Auch die Herren vom Empfang (Mehr oder minder die Hausmeister) sind umgezogen und sitzen nun nicht mehr an altbewährter Stelle. Leider ist aber in deren neuen Raum die Heizung kaputt, was diese dann zum Anlass nahmen, um zu streiken. Diese Form der Problemlösung ist ja in Frankreich recht verbreitet (auch die Busfahrer haben heute wider gestreikt) und so haben sie dann die Arbeit niedergelegt und ein Schreiben an den Bürgermeister aufgesetzt, in dem sie gegen die "miserablen Arbeitsbedingungen" protestieren. Bis auf weiteres weigern sie sich nun, die Schlüssel fÜr die Räume herauszugeben, so dass nur in den Räumen Unterricht stattfand, zu denen ein der Prof einen Schlüssel hatte, der Salle d'Infographie gehörte leider nicht dazu... Aber ich hab ne Liste unterschrieben, dass ich dagegen bin, das ist ja auch schonmal was ;-) Danach wollte ich in der Bibliothek einen Film gucken, den mir ein Prof ans Herz gelegt hat, den hatten die aber nicht. Wenig später fand ich heraus, dass keine Bibliothek in Toulouse diesen Film hat. Letzte Option ist somit eine Videothek, bei der ich aber kein Konto eröffnen konnte, weil ich keine Wohnbescheinigung dabei hatte. Unglücklichweise hatte ich die just a morgen aussortiert, da ich sie lange mit mir rumgetragen aber seit einiger Zeit schon nicht mehr gebrauch hatte. Der Versuch ein Kettenschloss zu kaufen ist zudem auch kläglich gescheitert, da der Fahrradladen keine vorrätig hatte. Also insgesamt ein Tag mit vielen kleinen Nicklichkeiten, aber sowas gibt's ja. Abends war ich dann noch auf zwei Vernissagen (Freigetränke sind doch immer ein erschlagendes Argument) und war dann noch ein wenig mit einer netten Französin unterwegs. Unterm Strich dann also doch noch ein versöhnlicher Abschluss. Aber genug für jetzt, beim nächsten Mal gibts wieder ein Film. Tschö, Tobi